Der Kreisvorstand Gleiwitz der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen der Woiwodschaft Schlesien lud am Samstag zur Gedenkveranstaltung anlässlich des 80. Jahrestages der Internierung und Deportation aus dem NKWD-Lager in Gleiwitz Laband in die Sowjetunion ein.
Zuerst wurde an der Gedenktafel neben der St. Georg Kirche, die 2010 ausschließlich dank Spenden der DFK-Mitglieder aus den Kreisen Gleiwitz, Beuthen, Hindenburg und Ratibor, errichtet wurde, zusammen gebetet. Danach erfolgten Ansprachen. Unter den Gästen waren u. A. Jarosław Zięba, Vizepräsident der Stadt Gleiwitz, Marek Pszoniak, Vorsitzender des Gleiwitzer Stadtrates, und Bernard Gaida, Vizepräsident der FUEN.
Familiengeschichten
Zu Wort meldete sich u.a. Józef Swaczyna, dessen Familiengeschichte mit dem Lager verbunden ist. Der Vater von Józef Swaczyna war auch in dem Übergangslager in Laband, doch interniert wurde er nicht: „Mein Vater wurde drei Tage vor der Auflösung des Lagers von einer Krankenschwester gewarnt, dass wenn er nicht abhaut, ihm auch die Internierung droht. Die Flucht gelang, aber zu uns nach Hause kam einen Tag später der Ortsvorsteher, ein Einheimischer, mit einem russischem Soldaten, um Vater zu holen.
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Foto: Anita Pendziałek/Mittendrin
Er versteckte sich, meine Mutter log, er sei immer noch in Laband. Vater wurde jedoch gefunden. Meine Eltern sollten erschossen werden, doch meine mutige Mutter sagte, sie hat noch drei Kinder, die wird sie nicht alleine lassen, sie sollen auch erschossen werden. Mein Bruder war damals kaum ein halbes Jahr alt, ich war noch nicht auf der Welt. Jemand holte den Kommandanten dazu, und meine Familie wurde verschont. Anschließend wurde Vater in dem Lager in Blechhammer gefangen gehalten, von wo er, gemeinsam mit vielen anderen Männern aus der Gegend von Groß Strehlitz, nach Hause zurück gekehrt ist.
Martin Lippa: „Eine heilige Messe für die Deportierten organisieren wir schon seit über 30 Jahren“.
Der damalige Landrat hat das einrichten können, und so wurden die großen Betriebe bei Groß Strehlitz in Gang gesetzt“, sagt Józef Swaczyna und fügt hinzu: „Ich habe erst dieses Jahr erfahren, dass hier jährlich so ein Gedenken stattfindet und möchte nun immer dabei sein. So werde ich den Insassen des Lagers, den Freunden meines Vaters, die interniert wurden, von denen viele nicht zurück gekehrt sind, Ehre erweisen“, sagt Józef Swaczyna, der den Namen seines Vaters in dem Buch „Księga aresztowanych, internowanych i deportowanych z Górnego Śląska do ZSRR w 1945 roku” gefunden hat.
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Foto: Anita Pendziałek/Mittendrin
Pflicht
Nach den Ansprachen wurde in der St. Georg Kirche eine heilige Messe unter der Leitung von Bischof der Diözese Gleiwitz, Sławomir Oder, gehalten. “Eine heilige Messe für die Deportierten organisieren wir schon seit über 30 Jahren. Immer im Februar, weil das Lager im Februar 1945 entstanden ist“, erklärt Martin Lippa, Vorsitzender des DFK Schlesien. Auch seine beiden Großväter wurden deportiert. Einem gelang zusammen mit seinem Bruder die Flucht aus der UdSSR, der andere wurde aufgrund seines Gesundheitszustandes nach Hause zurückgeschickt. Männer im Alter von 17 bis 50 Jahren hatten sich im Lager Laband zu melden. „Mein Urgroßvater ist auch deportiert worden, er ist leider nicht zurückgekehrt. Es ist meine Pflicht an den Feierlichkeiten teilzunehmen“, sagt Damian Bednarski, Landesvorsitzender der Landsmannschaft der Oberschlesier – Landesgruppe Bayern e.V.