303 Kinder in Nigeria entführt: Papst fordert sofortige Freilassung

2 godzin temu
Unter den Entführten sollen sich viele kleine Kinder befinden. Uncredited/Christian Association of Nigeria/dpa

Eine schwere Welle von Massenentführungen hat Nigeria erschüttert. Bewaffnete verschleppten am Freitag 303 Kinder und zwölf Lehrer aus einer katholischen Schule im Bundesstaat Niger. Bereits am Montag zuvor wurden 25 Mädchen aus einer staatlichen Schule im Bundesstaat Kebbi entführt. Kurz danach brachten Angreifer 38 Gläubige aus einer Kirche im Bundesstaat Kwara in ihre Gewalt. Mehrere Menschen wurden bei den Angriffen erschossen.

Unter den Entführten befinden sich viele kleine Kinder. Medien zitierten Eltern, die von Sechsjährigen sprachen. Auch unter den aus der Kirche Entführten sollen Kinder unter zehn Jahren sein. Die Sorge um die Jüngsten ist besonders groß: Entführte werden unter harten Bedingungen festgehalten und kommen oft noch während laufender Verhandlungen oder Sucheinsätze ums Leben.

Papst appelliert an Entführer

Papst Leo XIV. äußerte am Sonntag vor dem traditionellen Angelus-Gebet auf dem Petersplatz in Rom seine Trauer. «Ich empfinde großen Schmerz, insbesondere für die vielen entführten Jungen und Mädchen und ihre verzweifelten Familien», sagte er. «Ich richte einen betrübten Appell an alle Beteiligten, die Geiseln unverzüglich freizulassen, und fordere die zuständigen Behörden auf, angemessene und zeitnahe Entscheidungen zu treffen, um ihre Freilassung zu gewährleisten.»

Strukturelles Problem mit drastischen Zahlen

Entführungen sind in Nigeria zu einem furchtbaren Alltag geworden. Nach Angaben der Sicherheitsberatungsfirma SBM Intel wurden allein zwischen Juni 2024 und Juni 2025 mindestens 4.722 Menschen in 997 Vorfällen entführt. Mindestens 762 Menschen seien in dem Zusammenhang getötet worden.

Die nigerianische Zeitung «Vanguard» errechnete auf Basis von UN-Zahlen und eigenen Recherchen, dass in den elf Jahren nach der weltbekannten Entführung von 276 Schülerinnen durch die Terrorgruppe Boko Haram im April 2014 mindestens rund weitere 2.500 Schülerinnen und Schüler entführt wurden. 82 der 2014 entführten Mädchen werden bis heute vermisst.

Kriminelle Banden erpressen Lösegeld

Für die jüngsten Entführungen hat bislang keine Gruppe öffentlich Verantwortung übernommen. In der betroffenen Region sind vor allem bewaffnete kriminelle Gruppen aktiv, örtlich «Banditen» genannt. Anders als islamistische Terrorgruppen verfolgen diese keine politischen Ziele, sondern wollen Geld erpressen.

Angehörige der aus der Kirche Entführten haben Lösegeldforderungen in Höhe von 100 Millionen Naira – etwa 60.000 Euro – erhalten. Die Kidnapper strichen zwischen Juni 2024 und Juni 2025 Lösegelder von umgerechnet mindestens 1,6 Millionen Euro ein.

Lösegeldzahlungen sind seit 2022 in Nigeria verboten. Praktisch verscherbeln Familien jedoch alles, was sie haben, um Angehörige freizukaufen. Da die Landeswährung Naira stark abgestürzt ist, verlangen die Entführer immer höhere Summen. Arbeitslosigkeit, Unsicherheit und Aussichtslosigkeit treiben zugleich immer mehr junge Männer dazu, sich den Banden anzuschließen.

Staat reagiert mit Schulschließungen

Die Einsätze der Sicherheitskräfte zur Suche nach den Entführten blieben nach offiziellen Angaben bislang ergebnislos. Im benachbarten Bundesstaat Zamfara rettete die Polizei am Samstag allerdings 25 Frauen und Kinder – wenige Stunden, nachdem sie aus einem Dorf verschleppt worden waren.

Behörden mehrerer Bundesstaaten im Norden des Landes haben die Schließung aller Schulen oder Räumung von Internaten angeordnet. Die nigerianische Regierung ließ außerdem alle staatlichen Schulen in besonders gefährdeten Regionen schließen. Präsident Bola Tinubu verzichtete auf eine Teilnahme am G20-Gipfel, um sich der Sicherheitslage zu widmen.

Das Militär ist schlecht bezahlt und schlecht ausgerüstet, obwohl Nigeria als eine der größten Volkswirtschaften des Kontinents eine der größten Armeen besitzt. Krisen und Korruption haben die Staatsgewalt tief ausgehöhlt.

Religiöse Dimension der Gewalt

US-Präsident Donald Trump hatte kürzlich mit einem Militäreinsatz gedroht, falls Nigeria sich nicht für den Schutz der Christen einsetze. Die US-Nichtregierungsorganisation International Christian Concern bezeichnete Nigeria 2022 als das «gefährlichste Land der Welt für Christen».

Konflikte und Gewalt verlaufen in dem Land, dessen mehr als 220 Millionen Einwohner etwa zur Hälfte je Christen und Muslime sind, tatsächlich immer mehr entlang religiöser Trennlinien. Diese werden von Experten aber meist nicht als Ursache angesehen. Muslime werden ebenfalls Opfer von Terror- oder Banditenangriffen ebenso wie von Racheakten.

Hinweis: Dieser Artikel wurde mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt.

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